Wissenschaf(f)t Kunst: Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele (Cicero)

Die Projektreihe Wissenschaf(f)t Kunst von Gabriele Baumgartner und Julia Dorninger thematisiert den künstlerischen Schaffensprozess als ein Oszillieren zwischen Theorie und Praxis, zwischen Erfahrung und Experiment, zwischen Wissen und Intuition.

Die Ausstellung „Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele“ der Projektreihe setzte den Fokus auf die künstlerische Recherche und die vielfältigen Praktiken der Wissensaneignung bzw. –verarbeitung der Künstlerin oder des Künstlers und wie diese künstlerische Handlungsstrategien bzw. Reflexions- und Gestaltungsprozesse beeinflussen oder bestimmen können.

Konkret ging es in der Ausstellung um das Buch als Quelle für theoretische Wissensaneignung und als Ressource für künstlerische Prozesse. Bücher inspirieren KünstlerInnen und nehmen in verschiedenster Weise Einfluss auf deren Schaffensprozesse. Die für die Ausstellung angefragten KünstlerInnen zeigen, welche Bücher sie während ihrer Arbeit begleitet, bereichert, angeregt und motiviert haben und wie das Wissen aus diesen Teil ihrer Arbeiten geworden ist.

 

 

Reading landscapes

Reading landscapes thematisiert digitale und konkrete Wissensräume. Das Buch stellt einen abgeschlossenen Informationsraum dar (ein Buch hat einen Anfang und ein Ende) während im Zeitalter der Digitalisierung Wissensräume unendlich sind (man kann durch einen Mausklick die Informationsaufnahme nicht beenden, sondern nur unterbrechen). Über sich scheinbar immer wieder selbst generierende freie (Daten)bahnen, die Wissensräume definieren, wird eine Struktur hergestellt, die in ihrer Gesamtheit für die unendliche Weite des Digitalen steht. In diese wird konkretes Wissen, also die Bücher, implementiert.

Reading landscapes bietet keinen programmatischen Aufbau, sondern folgt der situativen Dynamik innerhalb der Ausstellung. Über ihre variablen Dimensionen reflektiert sie die Größe des Wissens, das sich im Zuge der Anzahl der beteiligten KünstlerInnen ergibt, sie kann wachsen oder auch schrumpfen und ist so Metapher für die kollektive Wissenskonstruktion.

 

Reading landscapes nimmt seinen formalen Ursprung in der Grundsrissgenealogie der Staatsbibliothek von Hans Scharoun in Berlin. Diese gilt bis heute als ein Gebäude für den freien Geist und kann über die Offenheit der Raumkomposition dem organischen Bauen zugerechnet werden. Das Gebäude folgt keinen geradlinigen Achsen, sondern wurde von innen nach außen entwickelt und mit all seinen Wegen wie eine Landschaft inszeniert.

Text: Julia Dorninger, Februar 2019
(Entwicklung und Konzeption der Skulptur)

 

www.wissenschafft-kunst.com

Eine Projektreihe von Julia Dorninger (Künstlerin und Architektin) und Gabriele Baumgartner (Kunsthistorikerin und Kuratorin)

www.juliadorninger.com
www.gabriele-baumgartner.com

 

 

Wissenschaf(f)t Kunst ist eine Projektreihe, die von Gabriele Baumgartner und Julia Dorninger ins Leben gerufen wurde, mit dem Ziel, eine Kategorisierung bzw. Hierarchisierung von verschiedenen Wissensformen aufzuheben. Mittels unterschiedlichen Formaten soll hinterfragt werden, inwieweit über künstlerische Prozesse theoretisches mit performativen Wissen verknüpft werden kann. Die von verschiedenen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen getragene Projektreihe stellt Fragen nach Bedingungen und Möglichkeiten von Wissensproduktion im künstlerischen Kontext und wie dieses Wissen in gesellschaftlich relevante Themen übersetzt werden kann. Daher liegt der Fokus auch auf dem Wissenstransfer, um einen kommunikativen Austausch zwischen Kunst und anderen Bereichen zu ermöglichen.

 

Ausstellungsansichten: Künstlerhaus Wien, 2019
Fotos: Julia Dorninger
Eröffnung: Brigitte Mikl Bruckner