Waltraud Zechmeister: Tiefschwarze Wörterspiralen in rosa Aspik

Die Sonne suchen
und
sich dem Schatten stellen.

Hunger
nach Leben –
ungesättigt noch immer –
getrieben von Sehnsucht nach
Liebe

 

FRESSPHILOSOPHIE

Nein, Weizen fress ich nicht!
Der macht süchtig,
verklebt Adern,
verursacht Druck im Kopf.

Mangelerscheinungen prognostiziert!

Nein, Fleisch fress ich nicht!
Das erhöht Cholesterin,
ist ein Verbrechen
unter des Menschen Würde.

Mangelerscheinungen prognostiziert!

Nein, Süßes fress ich nicht!
Das macht fett,
verursacht Bauchschmerzen,
lässt Zähne verkümmern.

Mangelerscheinungen prognostiziert!

Gib uns den Weizen, den du nicht fressen willst!
Gib uns das Fleisch, das du nicht fressen willst!
Gib uns den Zucker, den du nicht fressen willst!

Unsere Mägen
jaulen auf vor Schmerzen.
Unsere Muskeln
versagen uns ihren Dienst.
Unsere Köpfe sind leer.
In ihnen nistet
nur ein Gedanke:
HUNGER!

Mangelerscheinungen diagnostiziert!

 

DER ÜBER MÄUSE SINNIERENDE WOHNUNGSKATER

„Maus“

hat sie gesagt.

„Fang dir

doch eine!“

hat sie gesagt,

meine über alles

geliebte Frau.

Miau!

 

Dabei wollt

ich doch nur

ein Stück Wurst

von ihr,

meiner geliebten Frau.

Miau!

 

Maus – noch nie gehört!

klingt komisch,

klingt spannend,

klingt wow.

Miau!

 

Anstrengend ist es

nachzudenken,

das macht hungrig,

ich will eine Wurst,

geliebte Frau.

Miau!

 

Doch die Küche ist zu.

„Fang dir

doch

eine Maus! „

Aber wo find ich die?

Hängt sie von der Decke?

Trippelt sie durchs Zimmer?

Zwickt sie mich gleich in den Schwanz?

Au!

Miau!

 

Heda Maus,

wo bist du?

Ach, was soll’s,

ich will nicht mehr,

bin müde

vom Denken,

bin müde

vom Schauen.

Ich leg mich aufs Ohr

so grau.

Miau!

 

Und am Abend

stellt mein Futter

an den gewohnten Platz

meine geliebte Frau.

Miau!

 

SCHATTENMUSIK

Im Mondlicht
tanzen Kater
über Dächer.
Ihre Schatten
Fließt unruhig
über Schornstein und Mauer,
ihr Lied umschmeichelt
der Kätzin Ohr.
Sie erhebt ihren Diskant
zum Duett
mit dem Sänger,
dessen Schatten und Stimme
sie am meisten entzücken.

 

SUCHBILD

Sitzt eine weiße Katze vor einem zugeschneiten Mausloch…

 

SCH(N)EE

Auf einmal ist es Winter
auch in der großen Stadt.
Schneeflocken legen sich leise
auf Autos, Dächer und Bäume.

Laut scharrt eine  Schaufel
über den verschneiten Weg.
Fremd klingt das Geräusch
in der schneegedämpften Stadt.

 

Waltraud Zechmeister

https://www.waltraud-zechmeister.at/
KURVE Artnetworking
https://www.kultur-vernetzung.com/

Neues Buch: Tiefschwarze Wörterspiralen in rosa Aspik (in Druck, Sommer 2021)

Aufruf von Waltraud Zechmeister: Wir möchten dich bitten unser einzigartiges Theaterprojekt „Madame Butterfly“ von Belasco / Loydolt (es ist das Stück, das Puccini zu seiner Oper inspiriert hat) in zweierlei Hinsicht zu unterstützen
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