Thomas Laubenberger-Pletzer: Talk to me

Mit seiner Konzentration auf die ausschließliche Verwendung der Linie in seinen Arbeiten – sei es in den Werkserien der schrift- bilder, konstruktionen oder umrissen – entwickelt Thomas Laubenberger-Pletzer seine eigene Ästhetik der Reduktion auf das Wesentliche und einem Negieren von Nebensächlichem, das den Blick auf die elementare Form verschließen könnte.

Die Linie, als eine Verbindung zweier Punkte, prägte natürlich die menschliche Entwicklung der Kunst seit den letzten 36.000 Jahren entscheidend. Um den großen Bogen zu spannen: Von den ersten Höhlenmalereien bis zu den ersten Hochkulturen war die Linie essentiell und wird daher natürlich auch mit der Entwicklung der Schrift bzw. der Schriftzeichen verbunden. Gerade in seiner Werkserie der schrift-bilder wird auch diese Entwicklung aufgegriffen, wenn der Künstler einzelne Buchstaben herauslöst, sie in die Dreidimensionalität versetzt oder kurze Sätze  mit einem Fine Liner zu Papier bringt.

Die Zeichnung und die Linie sind als Bildelemente untrennbar mit einander verflochten, als auch oft die „Handschrift“ des Künstlers mit seinem Setzen einer Linie gleichgesetzt wird. Mit seiner Art der Gestaltung aber verweigert Thomas Laubenberger-Pletzer eine unmittelbare  Zuordnung zu einem individuellen Markenzeichen, sondern folgt eher der Existenz des architektonischen Zeichnens, die sich auf gerade und starre Linientypen konzentriert. Die allgemeine Entwicklung im 19. Jahrhundert, die unter anderem auch eine  „Befreiung der Linie“ hervorbrachte, ebnete den Weg zur gegenstandslosen Zeichnung wie sie etwa Paul Klee propagierte.

Mit seiner in den letzten Wochen entstandene Serie: Talk to me wird die starre, architektonische Konstruktion in den Hintergrund gedrängt und die weicheren Umrisslinien des Kopfes als Sujet eingesetzt. Interessanterweise wird die Darstellung der Augen durch die Wiedergabe von Mündern ersetzt und damit auch noch für den Betrachter ein weiteres Dimension des Hinterfragens aufgestoßen. Augen, als ein wichtiges Element der nonverbalen Kommunikation, waren gerade in den letzten Wochen des homeoffice, social distancing und der eigenen Selbstbeschränkungen, das sicherlich am wenigsten sichtbare Sprachmittel in der zwischenmenschlichen Beziehung. Da der Mund das einzige Sprachrohr in dieser Zeit darstellte, werden die Augen kurzerhand durch die Lippen ersetzt. Die Aufforderung: Talk to me gewinnt natürlich hiermit noch weitere Dimensionen.

 

Homepage des Künstlers: www.thomaslaubenberger.com

 

 

Beitragsbilder: talk to me´2020 Fineliner auf Papier á 29,7 cm x 21 cm