Markus Guschelbauer: Territory

Alexander von Humboldt
Kosmos, 1845 – 1862

Wo in der Ebene, einförmig, gesellige Pflanzen den Boden bedecken und auf grenzenloser Ferne das Auge ruht: wo des Meeres Wellen das Ufer sanft bespülen und durch Ulfen und grünenden Seetang ihren Weg bezeichnen: überall durchdringt uns das  Gefühl der freien Natur, ein dumpfes Ahnden ihres „Bestehens nach inneren ewigen Gesetzen“. In solchen Anregungen ruht eine geheimnisvolle Kraft: sie sind erheiternd und lindernd, stärken und erfrischen den ermüdeten Geist, besänftigen oft das Gemüth, wenn es schmerzlich in seinen Tiefen erschüttert oder vom wilden Drange der Leidenschaft bewegt ist.

 

Wildbach ohne Titel, 2011,  analoger C-print, 103x130cm

Alexander von Humboldt
Kosmos, 1845 – 1862

Bald ergreift uns die Größe der Naturmassen im wilden Kampfe der entzweiten Elemente oder, ein Bild des Unbeweglich-Starren, die Oede der unermeßlichen Grasfluren und Steppen, wie in dem gestaltlosen Flachlande der Neuen Welt und desnörlichen Asiens: bald fesselt uns, die erste Ansiedelung des Menschen, von schroffen Felsschichten umringt, am Rande des schäumenden Gießbachs. denn es ist nicht sowohl die Stärke der Anregung, welche die Stufen des individuellen Naturgenusses bezeichnet, als der bestimmte Kreis von Ideen und Gefühlen, die sie erzeugen und welchen sie Dauer verleihen.

 

Plastic Nature, 2011, analoger C-print, 103×130 cm

Alexander von Humboldt
Kosmos, 1845 – 1862

Die Natur ist für die denkende Betrachtung und Einheit in der Vielfalt, Verbindung des Mannigfaltigen in Form und Mischung, Inbegriff der Naturdinge und Naturkräfte, als ein lebendiges Ganzes. Das wichtigste Resultat des sinnigen physischen Forschens ist daher dieses: in der Mannigfaltigkeit die Einheit zu erkennen; von dem Individuellen alles zu umfassen, was die Entdeckungen der letzteren Zeitalter uns darbieten: die Einzelheiten prüfend zu sondern und doch nicht ihrer Masse zu unterliegen.

 

Videostill, Balance, 2011,  Video / 3´28´

 

Silvie Aigner: Staging Nature – Die Natur als Bühne

Kunst und Natur sind Systeme für sich, die oft nur schwer in ihrer Ursprünglichkeit, in ihrem Sein und in ihren Prozessen zu erfassen oder zu beschreiben sind. Wie verhält sich es sich jedoch, wenn die Kunst sich thematisch auf die Natur bezieht, wenn diese selbst zum Motiv wird und der Künstler gestaltend in die Natur eingreift, wie Markus Guschelbauer dies mit großer Konsequenz tut? Guschelbauer arbeitet in und mit der Landschaft und nutzt den Dualismus zwischen Kunst und Natur für sein künstlerisches Werk. …..

Eine künstlerische Arbeit an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Land Art? Die Fotografie spielt sich eindeutig in den Vordergrund. Sie ist der eigentliche Beweggrund für Guschelbauers Interventionen in der Landschaft, wenngleich der Akt des Bauens oder Eingriffe in die Landschaft wesentliche Teile des Künstlerischen Prozesses sind. ….

(entnommen: Silvie Aigner, Staging Natur – Die Natur als Bühne, in: Markus Guschelbauer, Territory, Wien 2020, S 22ff)

 

Ice cube, 2017, digitaler C-print,  80x120cm

 

Homepage: www.markusguschelbauer.com

 

Yellow Cube, 2019, digitaler C-print,  50x75cm

 

 

 

Beitragsbild:

White square, 2018, digitaler C-print, 60x38cm