Keine Eskapaden, keine extremen Situationen, keine Gefühlsausbrüche, keine Gewalt und kein Verbrechen, nicht einmal das kleinste bisschen Unstimmigkeit. Davon gibt es nichts zu berichten, weil es weder hörens- noch lesenswert erscheint.
Wenn ich darüber nachdenke, dann fällt mir ein, wie es ist. Einfach ist. Ich wache auf. Der Wecker hat geklingelt. Im Halbschlaf schon merke ich, dass Du da bist. Nicht bewusst. Nur Deine Wärme und Deine Haut, und dass es gut ist, dass Du da bist. Ganz banal schön, dass Du da bist, wenn ich aufwache und kurzerhand den Wecker auf Schlummerfunktion stelle. Zehn Minuten gönne ich mir noch. Vielleicht auch Dir, mich nochmals in Deinen Arm zu rollen. Du ziehst mich an Dich, Deinen Arm um mich, ein wenig enger zu Dir, selbst im Halbschlaf.
Ich döse noch ein wenig. Das Glitzern des Sonnenlichtes, des beginnenden Tages, fällt durch die Fenster. So wie bei jenem Spaziergang durch das Geäst und die Blätter. Tanzende Lichtpunkte am Boden. Wir plaudern und sehen zu den Wolken. Manchmal schweigen wir auch. Dem zuletzt Gesagten noch nach-denkend oder den kommenden Gedanken fassend, auch in Worte oder bloß in ein Fassen Deiner Hand, meiner Hand. Dann lässt Du meine Hand wieder los, weil Du sie zum Reden brauchst. Wir lachen. Auch weil das Leben schön ist und wir die Freiheit haben. Nicht nur, aber auch. Und wir sind ernst. Es ist nicht alles gut und schön, weit davon entfernt, aber es ist ein Glück, das uns trägt und umfasst, das uns auch dafür Hoffnung schenkt, Kraft und Mut und Ausdauer. Selbst dann, wenn sich die Bilder in meinem Kopf über all das Elend und Leid wieder breitmachen und nicht mehr verscheuchen lassen. Wenn mich diese Art von Traurigkeit überfällt, die so umfassend ist, dass sie mich wie ein Schmerz durchzieht. Dann nimmst Du mich in den Arm und hältst mich einfach so. Beim Spazierengehen. Im Lokal. Auch in der Nacht, wenn es ist, dass ich aus dem Schlaf hochschrecke, weil mich diese Bilder bis in meine Träume verfolgen. Du musst nichts sagen. Du bist da. Ganz nahe, und langsam beruhige ich mich wieder, bis ich wieder einschlafen kann. Auch, weil Du schnarchst, manchmal. Es hat etwas Beruhigendes. Ich schnarche auch, ab und an, sagst. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Ich finde nichts, nichts vorzuwerfen, nichts aufzuregen, nichts zu ärgern. Es ist seltsam, weil es mir sonst so oft passiert. Nur nicht bei Dir. Es ist ruhig und einfach und wie es ist. Auch wenn wir miteinander unterwegs sind. Die sozialen Gepflogenheiten befolgend. Dann bist Du da. Irgendwo. In der Nähe. Unbekümmert, weil es nicht notwendig ist sich gegenseitig zu bekümmern. Ein eigenes Leben, trotzdem, oder gerade deshalb, um wieder zusammen zu kommen. Es gäbe sonst nichts zu erzählen. Ungezwungen, mit anderen Menschen zu sein, auch. Zurückzuziehen, für sich zu sein, auch. Ich lege meinen Kopf auf Deine Brust. Wir sehen fern, wir hören Musik oder sehen hinauf zu den Sternen. Es ist so trivial und einfach, und gleichzeitig so außerordentlich und ungewöhnlich. Dennoch gibt es daran nichts zu berichten. Die Trivialität langweilt und das Außerordentlich ist nur im Erleben selbst.
Der Wecker meldet sich ein weiteres Mal. Ich drehe ihn ab und nehme mich aus Deinem Arm, weg von Deiner Wärme, Deiner Haut. Ganz leise stehe ich auf, ziehe mich an und versuche ganz wach zu werden. Während der Kaffee blubbert sehe ich hinaus in den Morgen. Der neue Tag ist da. Es gilt ihn zu leben. Rasch trinke ich die Tasse leer und nehme die Schuhe sicherheitshalber in die Hand. Ich werde sie erst draußen anziehen, weil ich dann leiser auftreten kann. Doch als ich an der Türe vorbeikomme, hinter der das Bett steht, in dem Du noch liegst, weil Du noch nicht aufstehen musst und noch schlafen kannst, da kann ich doch nicht widerstehen, schlüpfe hinein und gebe Dir einen Kuss, streiche sacht mit der Hand über Deine Wange. Ich lächle Dich an. Es ist schön Dich so zu sehen. Du wirkst so zufrieden. Ich hoffe, dass Du es bist. Dann reiße ich mich los und gehe, schließe die Türe hinter mir. Das ist es was war. Das ist das tägliche, normale, ruhige Glück. Darüber gibt es nichts zu berichten.
Die Homepage von Daniela Noitz: Geschiten, die bewegen: https://novels4u.com/
Life is to short for boring stories
There is nothing to report about happiness
No antics, no extreme situations, no emotional outbursts, no violence and no crime, not even the slightest bit of disagreement. There is nothing to report about it because it does not seem to be worth listening or reading.
When I think about it, I remember how it is. Easy is. I wake up. The alarm clock rang. Half asleep I already realize that you are there. Unaware. Only your warmth and your skin, and that it is good that you are there. Quite banal nice, that you are there when I wake up and put the alarm clock to snooze. I’ll treat myself to ten more minutes. Maybe you too, to roll me in your arm again. You draw me to you, your arm around me, a little closer to you, even in half asleep.
I still doze a little. The glint of sunlight, the beginning of the day, falls through the windows. As with that walk through the branches and the leaves. Dancing points of light on the ground. We chat and look to the clouds. Sometimes we are silent too. Reflecting upon what was said last, or grasping the coming thought, even in words or merely in grasping your hand, my hand. Then you release my hand, because you need them to talk. We laugh. Also, because life is beautiful and we have the freedom. Not only but also. And we are serious. It is not all well and good, far from it, but it is a happiness that carries and embraces us, which also gives us hope, strength and courage and perseverance. Even if the images in my head spread over all the misery and suffering and cannot be scared away. When I am overcome by this kind of sadness that is so profound that it pervades me like a pain. Then you hug me and just hold me like that. When going for a walk. In the local. Even at night, when it is that I awake from sleep, because these pictures pursue me into my dreams. You do not have to say anything. You’re there. Very close, and slowly I calm down again until I can fall asleep again. Also, because you snore, sometimes. It has something reassuring. I also snore, now and then, you say. We have nothing to blame. I find nothing, nothing to reproach, nothing to upset, nothing to annoy. It’s weird because it happens to me so often. Just not with you. It’s quiet and easy and how it is. Even if we are traveling together. Following the social practices. Then you’re there. Somewhere. Near. Unconcerned because it is not necessary to bother each other. A life of its own, anyway, or just because, to come together again. There would be nothing else to tell. Easy to be with other people, too. To pull back, to be for yourself, too. I lay my head on your chest. We watch TV, we listen to music or we look up to the stars. It is so trivial and simple, yet so extraordinary and unusual. Nevertheless, there is nothing to report. The triviality is bored and the extraordinary is only in the experience itself.
The alarm goes on again. I turn it off and remove myself from your arm, away from your warmth, your skin. Quietly I get up, put on my clothes and try to wake up completely. As the coffee bubbles, I look out into the morning. The new day is here. It has to be lived. Quickly I drink the cup empty and take the shoes for safety’s sake in the hand. I will not wear them outside so I can step more calm. But when I pass the door behind which the bed is where you are still lying, because you do not have to get up and can still sleep, I cannot resist, slip in and give you a kiss, gently stroke the hand over your cheek. I smile at you. It’s nice to see you like this. You look so satisfied. I hope you are. Then I pull myself loose and go, close the door behind me. That’s what it was. This is the daily, normal, quiet happiness. There is nothing to report about that.