crackthefiresister: Ein Kamel geht spazier’n (Textauszug)

Ein Buchprojekt in Schwarzschrift und Braille von crackthefiresister.
Ihr Gedicht in 10 Kapiteln hat sie vom Ende des zweiten Kapitels bis in das vierte Kapitel hinein bei unserer virtuellen Veranstaltung Bring Your Art TEXT vorgelesen. Wer wissen möchte, wie es weitergeht, darf sich gerne unter >info@crackthefiresister.net oder 06766189064 melden, um Informationen zu Präsentationen und Lesungen sowie zum Buchverkauf zu erhalten.

 

Kapitel 2 – Das Kamel geht wieder mal spazier’n

[…]

Vor dem Kamel sitzt etwas blass
in Verwirrung und im Gras,
gestützt auf seine Handball’n,
der jüngst unverseh’ns herabgefall’n
von seiner schicken Schaukelmatte,
geschmückt mit einer Strickkrawatte
und nun hat jeder von den beiden
seine Not, sich zu erklären,
doch lässt es sich schwer vermeiden
und wer kann denn da verwehren,
wenn schon mal jemand interessiert
nach Dingen fragt, die sonst keiner kapiert.

 

Kapitel 3 – Das Kamel führt endlich ein Gespräch

„Verzeihung, hörte ich Sie eben
höchstpersön- also -kamelich sprechen?
Ich wollte Sie nicht unterbrechen,
doch dachte ich,
es könnt‘ sowas nicht geben“
so stottert der Junge
von dem Sturz benommen
und im taumeligen Zu-sich-kommen
–  zwar sind seine Augen
und die Ohren offen –
doch wagt er kaum zu hoffen,
das sprechende Kamel
wär‘ wahrhaftig echt
freilich fänd‘ er das nicht schlecht.
Und der Verstand sagt noch
„sinnlos eine Antwort zu erwarten“,
der Forschergeist wünscht sich jedoch,
die „Logik“ zu verraten.
Ja, so verwirft er fast die Träumerei.

Konrad Kamel find‘, dass es schon in Ordnung sei
und setzt an, ihn erläuternd zu beehren,
denn schließlich meint es ja,
man sollte lehren,
was man selbst zu wissen glaubte,
auch wenn der andere behaupte,
dass dies so nicht seien könne,
denn man gönne die Erkenntnis
allen Geistern, besonders aber jenen,
die die hohe Kunst
des Fragenstellens meistern.
Vom Interesse doch verdattert sagt es,
„Ich dachte auch, dass Menschen gar nicht fliegen würden.“
Und beide seh
n dem Vogel nach,
der grad um sie herum geflattert.

Ach, wir nehmen alle manche Hürden,
die zu nehmen wir uns nicht hätten träumen lassen
und können dann selbst gar nicht fassen,
was wir meistern, wenn wir müssen oder wollen.“

Man schöpft oft richtig aus dem Vollen,
hat man den Antriebsgrund gefunden.
Scheint man an manches auch gebunden,
so ist zumeist der Wille frei,
doch leider auch oft Angst dabei.“
entgegnet ihm der junge Mann
und freundlich hat sich das Kamel verkniffen,
Gedichte auswendig zu rezitieren,
was es natürlich kann.
Erst kürzlich hatte es begriffen:
durch zu viel Text kann man Gesprächspartner verlieren.

Die andren Tiere finden

den Diskurs ein wenig fad,
denn was will man von einer Art,
die glaubt, dass dies‘ Kamel

nicht sprechen würde.
Eine Bürde waren des Kamels Talente,
denn wenn es nicht gerade trank

oder schon pennte,
dann dacht es meistens lauthals nach.

Kapitel 4 – Das Kamel erklärt die Geheimniskrämerei

Noch nicht erholt vom
Hängematten-Sturz-Fauxpas
sitzt leicht verwirrt der Forschergeist
sinnierend „Ja…“
Es scheint ihm real, doch unfassbar,
es gäb ein solches Exemplar,
das selbstverständlich ihm beweist,
– ja geradezu bestechend –
dass es flüssig sprechend
eines Philosophen gleich,
Gedanken mit der Welt zu teilen sucht
und in diesem Königreich
dafür höchstens Spott verbucht.
Es verfluchte gleichermaßen
sein unfreiwilliges Publikum,
wenn diese and
ren Tiere aßen,
blickten sie langweilig und stumm.


In dieser traurigen Kulisse,
die ich selbst dennoch vermisse,
will nun das Kamel nicht bleiben,
es mag den neuen Geist gut leiden,
drum bietet’s an, ein Stück zu geh
n.
Wie in Komödien ist zu seh
n,
dass dies erneut Verwirrung brachte,
da der Jüngling grade dachte,
er wäre nun wieder normal
und er meint leise
Kein Tier auf dieser Erde spricht!“
„Warum denn nicht!“ sagt’ laut sein Mund zu seiner überraschten Freude.
„Ich vergeude ungern
Zeit mit and
ren Tieren,
denn mit denen lässt es sich
nicht wirklich gut philosophieren.“,
erläutert ihm rasch Konrad das Kamel
und es macht daraus auch kein Hehl,
dass alle Tiere fähig seien,
sich der Sprache zu bemächtigen,
bloß passt das nicht in den Verein,
so täten Weise das recht selten,
denn sonst würden and
re sie verdächtigen,
so zu sein, wie er es ist.
Nein, sie wollten nicht als seltsam gelten.
„So ein Mist!“ versetzt ihm
drauf sein Gegenüber,
„deshalb lernen wir nichts
drüber in der Universität,
ich studiere dort querbeet
,
Solch ein Arzt hätt‘ kein Gewissen,
wenn er dies absichtlich verschwiege,
drehte sich nächtens wild in seinen (oder ihren) Kissen,
machte vorm Spiegelbild die Biege.
Euch Tieren muss zu Weilen
der kund’ge Mensch zu Hilfe eilen.
„Was tut dir weh?“ und
„Was hast du zuvor getan?“,
so finge man am besten an,
darum wäre ein Gespräch ganz fein,
nur sieht das wohl kaum die Tierwelt ein.“

[…]

Foto: Markus Wetzlmayr
Homepage von crackthefiresister: www.crackthefiresister.net

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