Josef Mikl: Nestroy – Häuptling Abendwind

Häuptling Abendwind mit Biberhahn und Bär Arthur, 1997-98, Öl auf Leinwand, 200 x 200 cm

 

Johann Nestroy war einer der österreichischen Autoren, die Josef Mikl sehr verehrte. Das Konzept für seinen größten Auftrag, die Ausgestaltung des Großen Redoutensaales, basierte auf den Werken von Karl Kraus, Johann Nestroy, Ferdinand Raimund und Elias Canetti. Seine Auseinandersetzung mit Literatur spiegelte sich auch in vielen Arbeiten wider. Dem Einakter, Häuptling Abendwind von Johann Nestroy, widmete er einen Zyklus, in dem er einzelne Szenen, Bühnenbilder und handelnde Personen auf seine Weise künstlerisch umsetzte und einige Jahre lang intensiv verfolgte.

In dieser Phase seiner künstlerischen Auseinandersetzung erhielt auch die Schrift anderer Autoren Einzug in seine Malerei. Seit seinen frühen Jahren an begleiteten ihn seine satirischen Schriften, die immer schon eine Verbindung zwischen Malerei und Schrift bzw. Text waren und er in Notizheften, Büchern, einzelnen Blättern oder Aquarell ausführte. Nun aber – in den Arbeiten für den Großen Redoutensaal (1994 – 1997) und die um diese Thematik kreisenden Werke sowie dem Zyklus „Nestory, Häuptling Abendwind“ wird das geschriebene Wort anderer in seine Malerei integriert. Manchmal handelt es sich nur um die Ergänzung der handelnden Personen, ein anderes Mal zitierte er einige Zeilen und somit Szenen.

Ein reich bebilderter Katalag „Johann Nestroy Häuptling Abendwind Vorarbeiten Bühnenentwürfe Ölbilder Graphik 1994 – 1998“ ist im Selbstverlag erschienen. Der umfangreiche Zyklus wurde 1999 im Österreichischen Theatermuseum, 1999 in der Galerie der Stadt Aschaffenburg in der ehemaligen Jesuitenkirche in Deutschland und in der Galerie Augustin in Innsbruck gezeigt.

Die Verehrung für Nestroy manifestierte sich auch darin, dass seit den frühen 1990er Jahren sein Atelier auf der Praterstraße, neben dem Nestroyplatz, beheimatet war.

(Gabriele Baumgartner)

Atalas Affenpuppe, 1998, Öl auf Leinwand, 50 x 60 cm

 

Josef Mikl: Zu Nestroy

 

Im Krieg war Nestroy lesen einfach, Stücke sehen schwer.
Unsere Klasse kam bis Grillparzer, bei mir erweckte er Ehrfurcht.
Ich las Grillparzer, aber nicht seine Stücke.
Damals, im Burgtheater, fiel der Felsen mit Rustan auf den Bühnenboden, der Aufbau rutschte und alles mit ihm.
Nach dem Lachen wurde die Vorstellung abgebrochen.
Später brannte der Boden.
Wir wurden ausgebombt, und mein Vater, als Maurer, richtete neben dem Casino Zögernitz eine alte Wohnung her.
Dort sah ich den ersten Nestroy: „Das Mädl aus der Vorstadt“.
Eine wunderbare Aufführung.
In einem Saal mit Säulen, von den Architekten noch nicht zur Vernichtung übernommen, ohne modische, moderne Bühnenbilder und Kostüme, ohne maßlosen und humorlosen Blödsinn.
Einfach.
Nachher ging ein Ehepaar hinaus, es wollte keine scharfen Witze, keine erkenntnisreichen Verhältnisse, keinen Nestroy.
Was Aristophanes in Athen wurde, konnte Nestroy in Wien werden.
Die Wiener, ohne es zu wissen, waren der Stoff, der Kraftstoff für seine lebendigen Stücke, die länger durchhalten werden als alles andere sonst.
Alles, was gewesen ist, alles, was ist und noch kommen könnte, hat er bereits mit seiner Bühnen-Philosophie bearbeitet und erklärt.

www.Josef-Mikl.com

 

Nestroy, Häuptling Abendwind, Insulaner, 1998, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm

 

Zum Bühnenbild, 1998, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm

 

Josef Mikl: Häuptling Abendwind’s Bühne

Die Bühne soll klein sein.
Ein Kasperltheater, Straßentheater, Kurtheater, eine große gebaute Kiste, mit wenig Aufbauten.
Hinten eine glatte Wand, über die etwas gerollt oder gezogen werden kann.
Nicht mehr als zehn bis fünfzehn Personen können auftreten.
An größeren Theatern muss die Bühne gleich klein bleiben.
Die Herstellung des Gesamten, der Bühne und der Kostüme aus Holz, Leinen, Naturstoffen, Gefärbten, Gemalten, Papier usw. muss Bedingung bleiben.
Der Bühnenboden Holz, und so fort.
Links und rechts hohle Papierpalmen wie Säulen, die am Schluss von innen durch Glühbirnen festlich beleuchtet werden.
Mit Lampioncharakter.
Wenn notwendig, nur Gesang, Sprechgesang.

 

Küstenlandschaft, 1998, Öl auf Leinwand, 140 x 140 cm

 

Schlussszene, 1997-98, Öl, Graphit auf Bütten, 29 x 41 cm