Winter Zeit

Gerlinde Kosina / Katharina Stiglitz / Victoria Vinogradova

Ausstellungseröffnung:
Freitag, 30. November 2012,
ab 15:00 Uhr

Dauer der Ausstellung:
30. November 2012 - 31. Januar 2013

Gerlinde Kosina / Katharina Stiglitz / Victoria Vinogradova

GERLINDE KOSINA

In mehr oder weniger monochromen Farbtonarten begegnen dem Betrachter die Bilderwelten Gerlinde Kosinas. In sich stimmig leuchten ihre Bilder meist in den Grundfarben Rot, Blau und Grün. Der Farbauftrag ist manchmal sehr pastos – teilweise gespachtelt – und dann wiederum wird ein wenig dünner auf die Leinwand gesetzt. Mit den daraus resultierenden unterschiedlichen Farbstrukturen erhöht die Künstlerin die Lebendigkeit und die Tiefenwirkung der einzelnen Farbnuancen.

Die Seele ist ein weites Land schrieb Arthur Schnitzler 1911. Über hundert Jahre später könnte man diesen Satz auch noch auf Gerlinde Kosinas Bilder ummünzen. Oft malt die Künstlerin Landschaften, die sie sehr stark abstrahiert und transportiert mit Hilfe der Farben Gefühle und Seelenzustände. Es finden sich ergänzende Bildtitel wie: Die aus dem Wasser geborene Seele.

Im satten Grün eines hochformatigen Ölbildes werden Bäume und eine Wiese sichtbar, die sich aber nicht als naturgetreue Wiedergabe eines bestimmten Waldstückes verstehen, sondern der Erinnung an die Wälder der Kindheit entstammen oder bei Wanderungen Erlebtes widerspiegeln. Der lyrische Titel: Ich fühle den Wald unterstreicht, wie sehr die Künstlerin nicht am genauen Abbild, sondern an den Gefühlen und ihrer Umsetzung auf die Leinwand interessiert ist. Motive entstehen in ihrem Kopf: in ihrer Fantasie, Vorstellung und in ihrer Erinnerung.

Gerlinde Kosinas Stadtansichten, oft von einem erhöhten oder entfernten Punkt betrachtet, werden meist als Nachtstimmungen in dunklen, blauen Tönen und mit den Abendlichtern der Straßen oder Gebäuden wiedergegeben. So wird Prag allein mit dem beleuchteten Hradschin und der Karlsbrücke für den Betrachter als solche erkennbar. Auch hier wiederum wird die Stimmung der Stadt mit den Farben ausgedrückt und charakterisiert.

Ein großformatiges, in Rot und Gelb gehaltenes Ölbild, trägt keinen Titel. Doch der in Klammer ergänzte Zusatz Love, gibt dann doch die Richtung vor. Gelegentlich findet sich in den Arbeiten auch eine Verbindung zwischen Lyrik und Malerei wie in ihrem kleinen, quadratischen Ölbild Ich habe keine Uhr.

Die 1944 in Bergwerk im Burgenland geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Wien. Seit 1989 beschäftigt sie sich mit Malerei und belegte einen Kurs auf der Sommerakademie in Salzburg bei Georg Eisler. Mittlerweile unterrichtet sie seit 1994 an Volkshochschulen, wie auch an der künstlerischen Volkshochschule Wien und an verschiedenen Malakademien im In- und Ausland. 2012 lehrte sie in der Akademie Geras und in der Toskana.

1994 erhielt sie die Sappi-Europe Bronezmedaille; 2001 war sie Preisträgerin der biennale internationale dell´arte contemporanea lorenzo il magnifico Medaille und ein Jahr später erhielt sie die Auszeichnung der award women’s congress (El Paso).

KATHARINA STIGLITZ

In ihren Arbeiten stellt Katharina Stiglitz subtil Fragen nach Wahrnehmungen, Erinnerung und Zeit. Lange Denkprozesse, in die auch Zitate, Gedanken oder Erzählungen von Literaten wie Marcel Proust und Vladimir Nabakov einfliessen, gehen ihrer Ausführung voran. Das Konzept wird schließlich meist fotografisch umgesetzt. Dabei abstrahiert sie ihre Vorlagen oft bis zur Unendlichkeit, wobei die Verfremdungen oft Teil der künstlerischen Umsetzung wird.

In den Arbeiten der Werkserie Souvenir setzt sich die Künstlerin mit dem Thema Erinnerung auseinander. Die ersten Erinnerungen eines Menschen sind oft nur einzelne Bilder, die auftauchen und wieder verschwinden. Erst allmählich verfestigen sie sich in unserem Bewußtsein. Dieses Auf und Ab dieser ersten Gedankenfetzen ist für Katharina Stiglitz wie „eine fragile Konstistenz, ein formloser Schaum“. Die fotografisch festgehaltenen Schaumbläschen wurden auf ovalen Porzellantafeln glasiert und gebrannt.

Sinnbilder des Vergehens und der Vergänglichkeit stellen die Arbeiten der Serie Vanitas dar. Wie ein Stillleben platzierte die Künstlerin Blumen in eine Mauernische und hielt in Form von digitalen Mehrfachbelichtungen die einzelnen Verwelkungs-zustände fotografisch fest. Das Anfangsstadium mit den noch blühenden Blumen bleibt dabei noch schwach erkennbar. Für den Betrachter offensichtlich sind im Vordergrund die bereits verwelkten und abgestorbenen vertrockneten Pflanzen.

Den Anblick des Menschen während der Schlafphase REM (Rapid Eye Movement), in der die meisten erinnerbaren Träume erlebt werden, hält die Künstlerin in auf Aluminium kaschierten Fotografien fest. Gekennzeichnet ist diese Phase des Schlafes durch die schnellen Augenbewegungen. Genau dieser Moment interessiert die Künstlerin besonders, denn der Träumende befindet sich in einem Zustand jenseits des Sichtbaren. „Im Moment des tiefsten Schlafes gibt es keine festen Bezugspunkte mehr, der Körper löst sich auf in schwimmender, verschwommener Visualität. (Katharina Stiglitz).

Die 1979 in Wien geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Wien und Klosterneuburg. 2006 erhielt sie den Ordinationspreis der Akademie der Bildenden Künste und zwei Jahre später ein Stipendien für künstlerische Fotografie mit einem Studienaufenthalt in Paris, wie auch ein Jahr später für einen Aufenthalt in Rom. 2013 erhält sie Stipendien in Ungarn und Italien.

VICTORIA VINOGRADOVA

Die junge russische Künstlerin Victoria Vinogradova studiert seit 2010 an der Akademie der bildenden Künste Grafik und Druckgrafik.

Sehr genau und filigran wirken ihre Tuschezeichnungen und Radierungen, die auch besonders durch ihr kleines Format genauer Betrachtung bedürfen. Ihre Themenwahl ist dabei sehr vielfältig: Studien der Faltenwürfe von Polsterkissen oder Hände finden sich genauso wie auch in das Morbide reichende Körperdarstellungen und Monster, die einem in ihrer Themenwahl an Künstler wie Alfred Kubin oder Francisco de Goya im weitesten Sinn denken lassen.

Die soeben fertiggestellte Arbeit Ohne Titel umfasst mehrere Aspekte, die sie als Künstlerin ansprechen möchte. Als Ausgangspunkt des Konzeptes strickte sie eine an ihre Masse angeglichene Körperhülle, die sie auch wirklich anziehen kann. Die ausgestellte Fotografie dieses Objektes entspricht genau der Größe der Künstlerin. Mehrer Facetten möchte Victoria Vinogradova damit ansprechen: Es handelt sich dabei um ein Portrait ohne ein wirkliches Abbild zu sein, da es nichts von der dargestellten Person selbst erzählt. Die Künstlerin bezeichnet es als „Sensorische Deprivations-Kammer“, die einem erlaubt, sich nur auf seine innere Welt zu konzentrieren und sich dabei von der Außenwelt ganz abzuschirmen. Hierbei spielen auch ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der russischen Gesellschaft und der damit verbundenen politischen Unfreiheit hinein. Einige Zeichnungen in der Ausstellung begleiten die Fotografie und ihre Entstehung.

In der Werkserie Your Mama made it so you damn better wear it zeigt die Künstlerin sehr humorvoll Kindern in verschiedenen von ihren Müttern selbstgemachten Tierkostümen, die sich so mehr oder weniger freiwillig dem Betrachter präsentieren.

Die 1987 in Volgoda (Russland) geborene Künstlerin studierte in Moskau und auch Wien (2009) Kunstgeschichte. 2011 graduierte sie schließlich in Moskau. Seit Herbst 2010 studiert sie auf der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Klasse von Gunter Damisch Grafik und Druckgrafik.

Texte: Gabriele Baumgartner